Rund um Guatiza und Mala, an Lanzarotes Ostküste, finden wir auch heute noch bewirtschaftete, weitläufige Felder mit Feigenkakteen ( Opuntien ).
Die Cochenille – Schildlaus bewohnt als Schmarotzer diese genügsamen, stacheligen Pflanzen. Die Opuntien wurden im 16 Jahrhundert aus Mittelamerika hierher importiert, denn ihre Früchte sind sehr wohlschmeckend.
Heute können Sie die köstliche Marmelade dieser Früchte auf Lanzarote bei Bernardo’s Mermeladas erwerben.
Ab ca. 1830 fand die Cochenille Zucht in der Region, wo heute Manriques Jardin de Cactus ( Kaktusgarten ) steht, in großem Rahmen statt. Zu dieser Zeit steckten der Weinhandel, aber auch die Soda- und Zuckerrohrexporte in einer Krise. Einen Ausweg aus dieser Situation brachte die nun prosperierende Textilindustrie.
Durch das Farbpigment der Läuse wurden die Textilien mit einem roten Naturprodukt gefärbt.
Die Läuselarven ernähren sich vom Saft der Opuntie und produzieren den Farbstoff Karmin. Bis zu 5 Generationen werden jährlich gezüchtet. Nach der Befruchtung sterben die Männchen dieser Art, die befruchteten Weibchen werden in kleinen Stoffbehältern gesammelt und dann auf die Pflanzen platziert. Auf der Opuntie werden dann die Larven geboren, diese häuten sich und werden geerntet, wenn sie ca. 4 mm groß sind. Alle zwei bis drei Monate kann geerntet werden. Zuerst werden sie in heißem Wasser gekocht, dann getrocknet und zu Pulver zerstoßen. Das Pulver enthält das Karminpigment und kann nun weiterverarbeitet werden, etwa als Färbermaterial für Stoffe, Lebensmittel ( Campari ), Kosmetika und Malerfarben. Karminessigsäure wird in der Genforschung zum Fixieren und Kennzeichnen in der Mikrokopie benutzt.
Ein Kilogramm der Larven ergeben ungefähr 50 Gramm Pulver. So war es nicht verwunderlich, dass ganze Familien täglich mit der Ernte beschäftigt waren und die Kinder nicht in die Schule gingen, sondern auf den Feldern halfen.
Mit dem Aufkommen der chemisch hergestellten Anilinfarben (BASF) wurde ab den 1880er Jahren die Nachfrage geringer und die Zucht war nicht mehr rentabel. Die Überreste dieser Vergangenheit kann man heutzutage sehr schön auf den Feldern um Mala und Guatiza bewundern.
Immerhin werden auf Lanzarote jährlich noch etwas über 10 Tonnen des Pulvers hergestellt. Die größte Menge wird aber auf südamerikanischen Großplantagen produziert.
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Möchten Sie gerne einmal mit Cochenille malen …. ?